Hanne Cathrine Ørstavik, geboren am 28. November 1969 in Vadsø in der Provinz Finnmark, wuchs in Tana, ebenfalls Finnmark, auf. Als 16-Jährige zog sie nach Oslo. Sie studierte Psychologie, Französisch und Soziologie an der Universität in Oslo, außerdem absolvierte sie Jahreskurse in Zeichnen sowie in Drama und Theaterwissenschaft an der Lehrerhochschule für Gestaltung in Oslo und den einjährigen Kurs zum literarischen Schreiben in Bø an der Hochschule in Telemark (Forfatterstudiet ved Høgskolen i Telemark). Ørstavik lebt als freie Schriftstellerin in Oslo.
* 28. November 1969
von Simone Schiedermair
Essay
Charakteristisch für die Texte von Hanne Ørstavik sind ihre große Formbewusstheit und ihre intensive Auseinandersetzung mit Fragen der Identität. Es sind hermetische Texte, auf die man sich einlassen muss, für die man Zeit braucht, weil man mitarbeiten muss, mitweben muss, damit sich Texturen respektive Texte ergeben. Es sind Texte, die Übergänge und Räume zwischen verschiedenen Wirklichkeiten vorsichtig ausloten. Dabei stehen im Kontrast zu den schwebenden Einschätzungen die auffällig präzisen Vorgaben zur räumlichen Position der Protagonistinnen. Eindeutig und klar erscheinende äußere Zusammenhänge werden konterkariert von der Komplexität und Uneindeutigkeit der Selbstvergewisserungsprozesse, an denen sich die Romanheldinnen – es sind entweder Ich-Erzählerinnen oder weibliche Perspektivfiguren – abarbeiten. Assoziativ werden Gedanken, Erinnerungen, Vorstellungen, ...